Need for Speed Heat - Test, Rennspiel (2024)

In Need for Speed Heat wollen Electronic Arts und Ghost Games alles unter einen Hut bringen: Offizielle Rennveranstaltungen à la Pro Street, illegales Racing bei Nacht im Stil von Underground und wilde Verfolgungsjagden wie bei Hot Pursuit. Gelingt am Ende ein Best-of oder doch nur ein Forza Horizon für Arme? Die Antwort gibt es im Test!


Ying und Yang

Cops gegen Raser – es ist das ewige Duell! Doch in Palm City greifen die Hüter des Gesetzes unter der Leitung von Lt. Frank Mercer besonders hart und skrupellos durch - Körperverletzung inklusive. Das hält die PS-Junkies trotzdem nicht davon ab, neben den offiziellen Veranstaltungen des Festivals Speedhunters Showdown bei Tag die Positionskämpfe in ihren aufgemotzten Kisten nach Sonnenuntergang auf öffentlichen Straßen fortzusetzen. Die an Miami angelehnte Metropole und das Umland laden regelrecht dazu ein, selbst abseits von Events und Story-Missionen die Sau hinter dem Steuer rauszulassen: Überall stehen Rampen für halsbrecherische Sprünge, es gibt die üblichen Radarfallen und in Driftzonen wird für Punkte lässig durch Kurven geschlittert. Leider gibt es im Gegensatz zu Forza Horizon kein System, das kontinuierlich den Fahrstil bewertet und belohnt. Manöver wie Windschattenfahren, die Zerstörung der Umgebung oder Rasen im Gegenverkehr mit Fast-Berührungen sind daher beim Cruisen durch die offene Welt nur dann lohnenswert, wenn sie sich auf der Liste mit den aktuellen Bonus-Herausforderungen befinden.

Hat man sich für eine der generischen und jederzeit austauschbaren Hipster-Figuren entschieden, führt nach der actionreichen Einführung der erste Weg zu einem bekannten Schrauber in der Stadt, der bereitwillig eines seiner Fahrzeuge zur Verfügung stellt. Danach folgt das übliche Prozedere: Man erhöht den Kontostand, indem man bei Tageslicht erfolgreich beim Speedhunters Showdown teilnimmt und steigert beim illegalen Streetracing inklusive Verfolgungsjagden mit den Cops seine Reputation, um sich in der Szene einen Namen zu machen und mit Rangaufstiegen sowohl weitere Fahrzeuge als auch Tuningteile freizuschalten.

Tuning-Wahnsinn

Need for Speed Heat - Test, Rennspiel (1)

Das Fahrzeug lässt sich in zahlreichen Bereichen mit neuen Teilen aufrüsten.

Steht zu Beginn lediglich eine überschaubare Anzahl an Upgrades zur Verfügung, wird man irgendwann regelrecht mit Verbesserungen für Motor, Chassis und Antrieb überschüttet. Vor allem beim Fahrwerk wird die Auswahl mit der Zeit riesig, weil man die Boliden gezielt für den Einsatz in Straßenrennen, Drift-Wettbewerben oder in holprigen Offroad-Gefilden zusammenbauen kann. Im Zusammenspiel mit den passenden Reifen wird die Spezialisierung perfekt. Dabei reicht es heutzutage leider nicht mehr aus, einfach nur eine normale Auswahl an Teilen anzubieten. Stattdessen muss wieder eine Kategorisierung von einfachen Standardausführungen über Pro und Super bis hin zu Elite Plus her.

Wann hat dieser Quatsch überhaupt angefangen? Aber was viel wichtiger ist: Wann hört diese dämliche Unterteilung und Einfärbung von Gegenständen endlich wieder auf? Das hier ist immer noch Need for Speed und kein verdammtes Diablo oder Borderlands! Wobei man sich angesichts der ausufernden Anpassungsmöglichkeiten der Charaktere ohnehin fragen muss, ob der Fokus überhaupt noch auf dem Rennerlebnis liegt. Bei dieser gigantischen und völlig überflüssigen Auswahl an Frisuren, Klamotten sowie hippen Mode-Accessoires von Kopf bis Fuß wirkt der Tuningaspekt für die Fahrzeuge vergleichsweise mickrig. Wem es bei den Karren primär um den Bling-Faktor geht, wird dagegen nicht enttäuscht: Angefangen bei Modifikationen der Karosserie über eine schöne Auswahl an schicken Felgen bis hin zur Unterbodenbeleuchtung kann man sich aus dem breit gefächerten Fuhrpark seinen Traumwagen kreieren und sogar Details wie die Farbe des Nitros oder Reifenqualms festlegen. Neben der Hupe lässt sich selbst der Klang von Motor und Auspuff anpassen – nicht schlecht! Hinzu kommt ein Design-Editor, in dem man sich dank guter Werkzeuge und Vorlagen kreativ austoben kann. Wie bei Forza lassen sich die Werke hier ebenfalls innerhalb der Community teilen, so dass man auch dank der externen App bereits jetzt eine große Bibliothek an coolen Designs vorfindet.

Leer und doch zugemüllt

Need for Speed Heat - Test, Rennspiel (2)

Cool: Selbst der Klang von Motor und Auspuff lässt sich anpassen.

Künstler, die noch weitere Motive für ihre Folien haben wollen, werden mit etwas Glück beim Cruisen durch die offene Welt fündig. Dort entdeckt man immer wieder besondere Graffiti, die man auf Knopfdruck einsammeln kann. Zur weiteren Beschäftigungstherapie abseits der Rennveranstaltungen zählt zudem die Zerstörung von meist hoch platzierten Werbetafeln als Reminiszenz an Burnout Paradise, Sprünge über alle aufgestellten Rampen und das Überrollen von Flamingo-Aufstellern, um zusätzlich Geld und Reputation zu gewinnen. Obwohl die Welt durch diesen Schnickschnack ziemlich zugemüllt wurde, ist sie andererseits erschreckend leer: Selbst bei den offiziellen Festival-Rennen sieht man lediglich am Start ein paar Leutchen am Streckenrand, aber ansonsten herrscht offenbar ein Ausgangsverbot für alle, die nicht als Renn- oder Sonntagsfahrer hinter dem Steuer sitzen. Trotzdem besitzt Palm City einen gewissen Charme, zu dem auch das dynamische Wetter, die verschiedenen Distrikte und der Tag-/Nachtwechsel ihren Teil beitragen. Auf den Konsolen muss man sich zwar selbst bei den leistungsstärkeren Modellen mit einer Bildrate von 30fps begnügen, doch dafür bleibt die Darstellung meist angenehm flüssig, wobei die Fassung für Xbox One mit Tonaussetzern und vereinzelten Rucklern etwas schlechter optimiert wurde als das PS4-Pendant. Am besten präsentiert sich die PC-Version mit ihrer höheren Bildrate, obwohl auch hier das langsame Nachladen von Texturen stört und mitunter sogar Grafikfehler auftreten.

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Author: Prof. Nancy Dach

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